Du bist ein Gott, der mich sieht
Motivation aus der Bibel für's neue Jahr... und einige Gedanken zur "Jahreslosung"
Du bist ein Gott der mich sieht!“ Das muss man nicht unbedingt positiv sehen.
In meiner Kindheit gab es ein Lied, das Gott auf eine etwas verstörende Weise beschrieb: „Pass auf, kleines Auge, was du siehst! Denn der Vater im Himmel schaut herab auf dich, drum pass auf, kleines Auge, was du siehst!“
Heute, als Erwachsener, fühle ich mich bei dieser Beschreibung von Gott eher an den „großen Bruder“ des Romans „1984“ von George Orwell erinnert. Gott als derjenige, der von oben herab (im doppelten Sinn des Wortes) mit Argusaugen registriert, was ich alles falsch mache. Denn darum geht es ja wohl, wenn ich aufgefordert werde, drauf aufzupassen, was ich mit Augen, Mund, Füßen Händen usw. so alles anstelle. Unter dem gestrengen Blick von Gott muss ich alles dafür tun, brav, fromm und gut zu sein… und wehe nicht….
Nun könnte dieser Text nicht weiter entfernt sein von der Wahrheit über Gott.
Wenn wir uns die Jahreslosung anschauen, so werden wir mit hinein genommen in die dramatische Geschichte einer jungen Frau, die mit ihrem Baby in die Wüste flieht, nachdem sie sich von ihrem Dienstherrn Abraham ungerecht behandelt fühlt. Als sie kurz vor dem Verdursten ist, versorgt Gott sie durch eine Engel mit dem lebensrettenden Wasser - mitten in der Wüste! Die junge Frau, Hagar, gibt darauf hin dem Ort einen Namen: Der Gott der mich sieht (El Roi)*
DAS ist unser Gott. Ja, er hat uns im Blick. Ja, er wacht über uns. Aber eben nicht wie der „große Bruder“, sondern als unser Vater im Himmel, dem es nicht egal ist, wie es uns geht und welche Wege (und Irrwege) wir gehen.
Das ist für mich eine tröstliche Botschaft.
Gott sieht jeden von uns. Aber eben nicht mit den boshaften Augen von jemandem der uns übel will sondern eher wie eine Mutter oder ein Vater, die das Kind auf dem Spielplatz nicht aus den Augen lassen, damit sie sofort eingreifen können, wenn etwas geschieht.
An der Schwelle eines neuen Jahres mag uns dies zuversichtlich stimmen. Niemand von uns weiß, was das Jahr 2023 bringen wird. Aber egal welche Wüstenstrecken wir auch zu durchqueren haben - Gott geht mit. Gott wird uns auch im neuen Jahr nicht im Stich lassen und uns mit dem versorgen, was wir brauchen.
Gott passt auf uns auf! Gott hat uns im Blick – damit er uns Gutes tun kann. Es kann sogar sein, dass er uns vor dem Verschmachten rettet.
Diesen Gott feiern wir. An ihn glauben wir, auch in diesem Jahr!